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ISO 50006: Echtzeit Energiemonitoring gefordert – Verschärfung der ISO 50001

Quelle: http://energidata.de/ April 2017

Die aktualisierte Variante der ISO 50001 wird nächstes Jahr Unternehmen im Bereich Energiemanagement noch stärker fordern als bisher: vor allem neue Inhalte der ISO-Normen 50006 und 50015 setzen hier Akzente, welche die effektive Kennzahlenbildung im Fokus haben. Ziel ist dabei, eine kontinuierliche, unternehmensweite Effizienzsteigerung durch ein möglichst durchdachtes Kennzahlensystem im Unternehmen zu verankern. Eine transparente Abbildung dieser Zahlen hilft, Optimierungschancen auch zu erreichen.

Viele Unternehmen legen den Fokus in der Pflege ihres Energiemanagementsystems (EnMS) nach ISO 50001 sehr stark auf die Reduktion von Energieverbräuchen und die Steigerung der Energieeffizienz. Dass eine Verringerung des absoluten Energieverbrauchs explizit nicht Ziel der Norm ist, sondern eine kontinuierliche Effizienzsteigerung anhand aussagekräftiger Energiekennzahlen abgebildet werden muss, ist den Unternehmen, die bereits ein EnMS eingeführt haben, größtenteils zwar bekannt. Ein durchdachtes Kennzahlensystem, dass transparent die energiebezogene Leistung des Unternehmens abbildet, ist aber nur in wenigen Unternehmen wirklich umgesetzt.
Zielanspruch und Wirklichkeit klaffen dabei bezüglich der genannten transparenten Abbildung von wirklich durchdachten Kennzahlensystemen bei vielen Unternehmen weit auseinander.
Dies hat zwei Gründe:
Zum einen bietet der heutige Stand der Technik hinsichtlich der messtechnischen Erfassung, Verarbeitung und Echtzeitdarstellung von wirklich relevanten Daten Möglichkeiten, die häufig nur unzureichend oder nicht effizient genutzt werden.
Zum anderen ist die intelligente Definition von wirklich relevanten Kennzahlen und Systemgrenzen innerhalb eines Unternehmens etwas, was viele Unternehmen entweder vernachlässigen oder überhaupt nicht beachten.
Die veröffentlichten ISO-Normen 50006 und 50015 geben exakte Richtlinien und zu beachtende Punkte für genau diese essentiell wichtigen Themen. Inhaltlich werden dabei grob folgende Punkte abgebildet:

ISO 50006

  •  Definition relevanter Variablen sowie Herleitung und Quantifizierung statischer Faktoren
  •  Definition wesentlicher Energieflüsse
  • Daraus hervorgehende Ableitung von sinnvolle Energie Performance Indicators
  • Analyse und Interpretationsmöglichkeiten von EnPIs ableiten
  • Grundsätzlicher, kontinuierlicher Aufbau resultierender Kennzahlensysteme

ISO 50015

  • Aufbau und Implementierung von Messstellenkonzepten zur sinnvollen Messung und Verifizierung der Effizienzsteigerung durch Optimierungsmaßnahmen
  • Intelligente Definition von Kennzahlen und Messsystemgrenzen
  • Effiziente Umsetzung der Messung und Verifikation anhand obiger Kriterien – im Rahmen eines Mess- und Verifikationsplans zur Sicherstellung von Datenqualität, -integrität und Dokumentation

Neben den beiden Richtlinien werden ebenfalls die Auditoren der ISO 50001-Umsetzung selber mit höheren Anforderungen konfrontiert. Wie die seit Mai 2016 publizierte ISO 50003 es beschreibt, wird adressiert an die jeweiligen Prüfer eine kontinuierliche und messbare/nachweisbare Verbesserung der energetischen Situation im Vergleich zur Ausgangsbasis gefordert.
Diese Forderung wiegt schwerer als Sie auf den ersten Blick scheint: eine konstante energetische Situation ohne nachweisbare Verbesserung bedeutet im Umkehrschluss letzten Endes eine Nichterfüllung – was einem drohenden Entzug des ISO-50001 Zertifikates gleichkommt.

Wie kann die nachweisbare Verbesserung überhaupt dokumentiert werden?

Zwei Punkte sind hierfür entscheidend:

Die technische Umsetzung der Verfügbarkeit relevanter Verbrauchsdaten in Echtzeit. Relevant bedeutet hier zum einen eine hinreichend gute Auflösung und Genauigkeit, zum anderen aber auch die Bereitstellung von Messpunkten, welche neben Hauptzählern oder bereits existenten Messstellen auch kritische Verbraucher durch Untermesspunkte/Submetering transparent visualisiert.

Neben geeigneten Messpunkten und Darstellungen sind tatsächlich relevante Kennzahlen entscheidend. Hierbei müssen die Verbrauchswerte mit sowohl

  • statischen Kenngrößen (z.B. Nutzfläche, Anzahl Maschinen, etc.),
    als auch
  • dynamischen Kenngrößen (z.B. Materialverbrauch, Produktions-Output, etc.)

und Faktoren in Bezug gebracht werden, um tatsächlich relevante Aussagen über die aktuelle energetische Situation treffen zu können.

Letzten Endes ist hierbei entscheidend, intelligente Systemgrenzen zu ziehen, um anhand der resultierenden Kennzahlen eine Aussage bzgl. der Energiesituation und -Effizienz treffen und intelligente Schlussfolgerungen ziehen zu können. Eine kontinuierliche Analyse und Betrachtung der Situation anhand obiger Kriterien bietet für viele Unternehmen eine echte Chance, kontinuierliche Verbesserungen zu erreichen – ganz unabhängig von den gestellten Zielen der Norm.

Zertifikat wird zur Nebensache

Die fast selbstverständliche Erreichung des Zertifikates wird in diesen Fällen dabei fast zur Nebensache.

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